29 GALERIE RICHARD RUBERL

1010 Wien, Himmelpfortgasse 11

TEL.:  +43 1 5131992 / FAX:  +43 1 513770989

MOBIL:  +43 664 2021030 

RUBERL.AT

DIENSTAG - FREITAG 10.00 - 18.00 UHR
UND NACH VEREINBARUNG

Die klassische Moderne bis hin zu den österreichischen Künstlerinnen und Künstlern der Avantgarde nach 1945 bildet das Galerieprogramm. Insbesondere Arnulf Rainer ist mit Werken aus verschiedenen Schaffensphasen von den 50er- bis zu den 80er-Jahren vertreten: Übermalungen, Kreuze, Face Farces und Body Poses, Fingermalereien, Arbeiten auf Ultraphan und frühe Radierungen.

Darüber hinaus werden Werke der Wiener Aktionisten, wie Günther Brus und Otto Mühl, und Arbeiten von Franz West präsentiert.



EXHIBITION 
DER BLICK DURCHS SCHLÜSSELLOCH

mit Werken von Georg Baselitz, Simone Haack, Michael Horsky, Birgit Jürgenssen, Kiki Kogelnik, Pierre Molinier, Otto Muehl, Arnulf Rainer, Alois Riedl, Dieter Roth, Gerhard Rühm, Jan Saudek, Otto Rudolf Schatz, Carolee Schneemann, Robert Zeppel-Sperl 

TOUR 1 - MITTWOCH / WEDNESDAY 22. MAI / 17.15
TOUR 4 - DONNERSTAG / THURSDAY 24. MAI / 20.00

GERHARD RÜHM
E
rotische Collagen

Gerhard Rühm, geboren 1930 in Wien, ist als Maler, Komponist, Pianist, Performer, Literat und bildender Künstler ein Grenzgänger zwischen den einzelnen Kunstdisziplinen. Als Mitbegründer der „Wiener Gruppe" in den 1950er Jahren leistete er bedeutende Beiträge zur avantgardistischen Literaturszene. In seinem Œuvre lassen sich zahlreiche grenzüberschreitende Ansätze feststellen.

Durch Fotomontagen und Buchobjekte entdeckte Rühm ab Mitte der 1950er Jahre, parallel zu seiner musikalischen Tätigkeit, sein Interesse an visueller Poesie und bildender Kunst. Zunächst waren seine Fotomontagen noch als visuelle Ergänzung zu seinen Wort-konstellationen gedacht. Die Verbindung von Schrift und Bild sollte nicht nur illustrieren, sondern auch ergänzen und konterkarieren. Mit der Zeit entwickelten sich neben Einzelblättern auch Foto-Text-Zyklen und reine Fotomontage-Folgen. Rühm betont bewusst die bildner-ischen Qualitäten seiner Fotomontagen, die aus dokumentarischem Bildmaterial und Zeitschriften bestanden und auf der Fläche in Beziehung zueinander gesetzt werden.

Seit 1957 begann Gerhard Rühm erotische Fotocollagen zu fertigen. Darin integriert er unter anderem pornografische Bilder in Werbefotos, um eine surreale und subversive Atmosphäre zu schaffen. In seinen thematischen Serien entwickelt Rühm durch deutliche Reduktion der verwendeten Mittel eine prägnante Informationsübermittlung und eine parodistische Ausdrucksstärke.  

In der gezeigten Collage sieht die Frau anstelle ihres Spiegelbildes eine Koitusszene. Dies lässt sich als eine Darstellung ihres Denkprozesses oder ihrer Vorstellungskraft interpretieren, wobei das Geschehen im Spiegel den aktuellen Bewusstseinsinhalt der Frau widerspiegelt. Obwohl Gerhard Rühm nicht unmittelbar als ein Vertreter der 68er-Bewegung und der sexuellen Revolution in Verbindung gebracht werden kann, spiegeln seine Werke den Geist dieser Zeit wider und reflektieren einige ihrer zentralen Themen. Die 68er-Bewegung war geprägt von einem Aufbegehren gegen Autorität, gesellschaftliche Normen und konventionelle Moralvorstellungen. Sie setzte sich für individuelle Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ein, was auch eine Offenheit für neue künstlerische Ausdrucksformen mit sich brachte. In diesem Kontext fanden experimentelle Künstler wie Gerhard Rühm, die die Grenzen der Kunst und der Gesellschaft herausforderten, ein fruchtbares Umfeld für ihre Arbeit. 

In der aktuellen Ausstellung „Der Blick durchs Schlüsselloch“ zeigt die GALERIE RUBERL verschiedene Arbeiten der erotischen Collagen von Gerhard Rühm aus den späten 60er Jahren bis zu den frühen 1970ern. 

Bild: Gerhard Rühm, Ohne Titel, Collage, 40 x 29,7 cm, signiert und datiert, 1969, ©Gerhard Rühm 

ARNULF RAINER 
Zyklus "Frauensprache"
Parallel zu seinen Face Farces und Body Poses begann Arnulf Rainer ab Mitte der 1970er Jahre auch fotografische Aufnahmen anderer Personen als Grundlage für seine dialogisch-künstlerische Auseinandersetzung zu verwenden.

„Danach interessierten mich die Frauen. Ich hatte aber keine geeignete Partnerin für Szenenfotos. So überarbeitete ich zuerst Fotoposen von professionellen Artistinnen, Modellen und Schlangenfrauen. […] Dabei entdeckte ich die weibliche Werbepose für meine Arbeit. Sie führte zur Beschäftigung mit dem erotischen Damenexpressionismus.“  (Arnulf Rainer, Körpersprache, München 1980, Van de Loo und Prelinger, S. 10.)

1977 entstand schließlich die erste Serie der „Frauensprache“. Die fotografischen Akte für seine Übermalungen fand Arnulf Rainer zu Beginn auf Postkarten aus dem 19. Jahrhundert und Flohmarktfunden. Später verwendet er Kunstdrucke, Buchillustrationen und eigene fotografische Aufnahmen. In seinen Überarbeitungen reagiert er auf die Körperformen der Frauen. Das Eindeutige wird von ihm verhüllt und mit grafischen Kommentaren versehen, die sich harmonisch in die Aktkomposition einfügen.
Die Spuren dieses Dialogs reichen von kommentierenden Akzentuierungen bis hin zu komplex angelegten emotionalen Auseinandersetzungen. Dabei greift er auf die Symbolsprache zurück, die er durch expressive Gesten, Linien und Schriftzüge entwickelt hat. Er verwendet eine Vielzahl von Techniken, darunter Malerei, Zeichnung und Übermalung. 
In den Arbeiten erkennt man die Vielschichtigkeit von Arnulf Rainers Kunstschaffen. Wer sich auf seine Kunst einlässt, muss in dem Widerspruch ausharren können und gespannt sein, was geschieht, wenn Tabus aufgebrochen werden. Sieben Werke aus dem Zyklus "Frauensprache" von Arnulf Rainer sehen Sie der aktuellen Ausstellung "Der Blick durchs Schlüsselloch" in der GALERIE RUBERL 

Bild: © Arnulf Rainer, Großmund, Tusche und Ölkreide auf Foto, 60,4 x 45,2 cm,signiert, datiert, 1977

Jan Saudek ist ein tschechischer Kunstfotograf und Maler der vor allem durch seine ausgefallenen Aktfotografien bekannt wurde, die seit den 1970er Jahren den Schwerpunkt seines Schaffens bilden. Er arbeitet überwiegend in der Technik der Schwarz-Weiß-Fotografie und koloriert die Abzüge manuell mit Aquarellfarben. Das verleiht seinen Fotografien eine einzigartige Note. Durch seine träumerische Ausarbeitung erinnern die Aufnahmen an frühe Farbfoto-grafien, die durch ihre Direktheit und den bewussten Verzicht auf Schönheitsideale inhaltlich gerne schockieren. Frauen aller Altersgruppen und Körperformen posieren vor seiner Kamera. Saudek arbeitet häufig in Serien, in denen er verschiedene Aspekte wie die Ästhetik des Alterns, des menschlichen Körpers und der Erotik beleuchtet. Eine wiederkehrende Konstante in seinem Werk ist eine alte, brüchige Mauer, die oft als Hintergrund dient und seinen Bildern eine morbide Atmosphäre verleiht. Jan Saudeks Werke sind international in Galerien und Ausstellungen vertreten und sichern ihm einen dauerhaften Platz in der Geschichte der Aktfotografie.  

©Jan Saudek, BROM-SISTERS, handkolorierter Silbergelatineabzug, 44,7 x 50,9 cm, unten rechts mit Goldstift signiert, 1989